Gedankenlast, Gedankenkraft – was in der Stille passiert

Was denkst du, wenn plötzlich Stille entsteht? Morgens, wenn du aufwachst. In den fünf Minuten zwischen zwei Meetings. In der halben Stunde im Wartezimmer beim Arzt, ohne Kinder. Die ersten Minuten, nachdem alle Kinder schlafen. Oder ganz bewusst: in den ein, zwei Minuten Savasana nach dem Yoga oder während fünf Minuten absoluter Stille in einer Meditation.

Nimmst du in diesen Momenten deine Gedanken als Last wahr? Wirst du zum Beispiel ganz unruhig und gehst fieberhaft die To-do Liste in Gedanken durch? Oder betäubst du sie, indem du instinktiv dein Handy zückst und so die Stille gar nicht erst zulässt? Viele fühlen sich beim ersten Mal Meditieren in Stille sehr unwohl, was daran liegt, dass man diese Stille zu wenig kennt und sich von den Gedanken überfordert fühlt.

Wenn das der Fall ist, gebe ich dir hier 7 Strategien an die Hand, um die Stille als Kraftquelle zu nutzen statt sie weiter zu vermeiden.

1. Zurück in den Körper gehen

Da wir oft viel zu verkopft unterwegs sind, vergessen wir manchmal, uns ausreichend um unser “erstes Zuhause” zu kümmern.

Der Körper kann in diesen Leerlaufminuten die Aufmerksamkeit bekommen, die er braucht. Ich nutze diese Minuten bewusst, um in den Körper zu spüren, und zu merken, wo es vielleicht gerade ein Anspannung gibt. Mit ein wenig Übung kann man diese Spannungen bewusst lösen, durch Dehnungen, Kieferlockerungen, Schulterkreisen und vielem mehr. Das berühmte Glas Wasser passt hier auch gut.

2. Momente bewusst nutzen, um Energiestatus zu prüfen

Ich schaue dann ganz bewusst, wie ausgeruht ich an dem Tag bin, ob ich vielleicht einen 7-Minuten-Nap gebrauchen kann, bevor ich weiter mache, wie konzentriert ich grundsätzlich bin, welche Laune ich habe (die dann doch oft damit zusammen hängt, wie ausgeschlafen ich bin), und ob ich mich grundsätzlich wohl fühle.

3. Nichtstun als Entscheidung, wenn man nicht weiß, was zuerst tun

Wenn ich im Kopf durch die To-do-Liste gehe und mich absolut nicht entscheiden kann, was als erstes dran kommen müsste, und ich mich wie ein Hamster im eingeklemmten Rad fühle – dann lasse ich ganz bewusst los und tue für einen Moment: nichts!

4. Stille als Nährboden für Kreativität und Intuition sehen

Unseren Kindern sagen wir vielleicht manchmal: Langeweile ist auch mal gut und wichtig. Wir selbst erkennen das vielleicht für uns nicht an, aber auch uns tut Stille unheimlich gut. Erst im Nichts ist Raum für Neues. Wenn ich mich für die Stille öffne, fließen manchmal die Ideen zu mir, zum Beispiel in einer Meditation.

5. Selbstliebe als Praxis

…um selbstverurteilende Gedanken bewusst zu erkennen und mit der Zeit zu verändern.

Wenn ich anfange, meine Gedanken zu beobachten, merke ich schnell, wie wohlwollend oder beurteilend ich mit mir selbst umgehe. Ich setze dann vielleicht diese Gedanken dagegen: Wie viel ich bereits in dieser Woche, an diesem Tag geschafft habe, wie viel ich gerade stemme, dass ich alles für mich tun darf, dass ich mich doch irgendwie sehr gerne mag. Das bedarf etwas Übung.

6. Formelle Meditation als Übungsfeld

… um Gedanken nicht anzuhaften, sie einfach bewusst wahr zu nehmen, aber nicht jedem Gedanken sofort Glauben zu schenken.

Seit ich meditiere, fühle ich mich mit der Stille wohl. Ich weiß aber noch, dass ich in meiner ersten Meditation fast Panik bekommen habe: “Oh, ich brauche unbedingt einen neuen Job!” Ich habe sie fast abgebrochen. Jetzt weiß ich mehr über Gedanken und wie sie eben daher kommen, mal mit Zukunftsgespinsten (warnend, ermahnend, Druck machend), seltener mit Erinnerungen (beurteilend, bedauernd, vielleicht melancholisch).

Jetzt mag ich die Stille und schätze die gedanklichen “clues”, Hinweise, die mein Unterbewusstsein mir gibt: verborgene Wünsche, Gedanken an liebe Menschen, bei denen ich mich melden möchte, Verantwortung, die ich in meinem Leben für Dinge annehmen möchte, große Träume, die sonst verdeckt werden.

7. Deine größeren Ziele kennen

Nur wenn du dir deine größeren Ziele für dein Leben schonmal bewusst gemacht hast, kannst du nämlich in diesen Momenten instinktiv an sie denken und in Mini-Schritten (manchmal unbewusst) auf sie zugehen.

Seit ich mir ein großes Ziel gesteckt habe, nutze ich viele Pausen instinktiv, um wieder einen kleinen Schritt darauf zuzugehen. So nutze ich zum Beispiel diesen freien Freitagnachmittag, der mich kurz in gedankliche Panik versetzt hatte, für diesen Text.

Genauso nutze ich sie, um kurze Notizen in mein Tagebuch zu schreiben, mir vielleicht ein Tagesziel zu überlegen (das eine wichtige, das ich heute machen möchte), oder um einen neuen Samen in die richtige Richtung zu setzen.

Wenn dir dieser Beitrag gefallen oder geholfen hat, oder du zusätzliche Ideen zu diesem Thema hast, schreibe gerne einen Kommentar, ich freue mich sehr darüber!

Alles Gute dir,

Juliane

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