Ist Lebenszufriedenheit messbar?

Ja! Ich habe mittlerweile genug Anhaltspunkte um zu glauben, dass man die aktuell empfundene Lebenszufriedenheit messen kann. Hier stelle ich dir zwei Methoden vor, die gleichzeitig wie ein Richtungsweiser für dein Leben genutzt werden können.

Der Gefühls-Quotient

Die erste Methode stammt aus den Forschungen von Barbara L. Fredrickson zur positiven Psychologie. Sie beschreibt in ihrem Buch “die macht der guten gefühle” drei wichtige Mechanismen der menschlichen Psyche:

  • Genauso wie negative Gefühle (z.B. zum Abwenden von Gefahren) haben positive Gefühle einen Nutzen für den Menschen: Erweiterung des Blickwinkels und Erkennen von neuen Möglichkeiten. Positive Gefühle waren und sind die Grundlage für die menschliche Weiterentwicklung.
  • Das Verhältnis 3:1 von positiven zu negativen Gefühlen ist eine Art “tipping point” in der menschlichen Psychologie. Fredrickson konnte wissenschaftlich nachweisen, dass Menschen mit einem höheren Quotienten als 3 zu 1 ein “erfülltes Leben” leben (Definition in dem erwähnten Buch). Bei einem dauerhaften Wert unter 1 zu 1 rät sie sogar dazu professionelle Hilfe zu suchen.
  • Es geht nicht darum keine negativen Gefühle mehr zu fühlen. Es geht vielmehr um ein gesundes Verhältnis von positiven zu negativen. Der Quotient ist nachweislich veränderbar, sogar in einem relativ kurzen Zeitraum, was Fredrickson mit vielen Probanden nachgewiesen hat. Es werden verschiedene Wege aufgezeigt, um positive Gefühle zu stärken und ja, auch bestimmte negative zu verringern.

Nach den Basics jetzt zu Fredrickson’s Ansatz den Quotienten zu messen: Sie schlägt vor täglich zur etwa gleichen Zeit die Intensität von 20 Grundgefühlen, die man während des Tages wahr genommen hat, zu notieren. Natürlich ist jeder Tag anders und unsere Erinnerung nicht genau. Deshalb wird vorgeschlagen mindestens über einen Zeitraum von zwei Wochen zu messen und erst dann den Quotienten auszuwerten. Es gibt hierfür eine Gefühlstabelle sowie eine Skala der Intensität von 0-4. Die Gefühlsliste werde ich hier demnächst als pdf zur Verfügung stellen.

Wholehearted Inventory

Brené Brown hat ja das wunderbare Buch “The gifts of imperfection” geschrieben, auf Deutsch “Die Gaben der Unvollkommenheit: Leben aus vollem Herzen”. Sie nennt es “wholehearted living”, was letztendlich auch wieder ein erfülltes, zufriedenes Leben meint. Sie selbst hat wie Fredrickson über Jahrezehnte zu diesem Thema geforscht und Zusammenhänge zwischen bestimmten Faktoren und der Lebenszufriedenheit hergestellt. Sie nennt diese Faktoren “guideposts”. Der folgende Fragebogen macht diese Faktoren messbar: https://brenebrown.com/wholeheartedinventory/

Die Faktoren werden jeweils als Skala zwischen zwei Polen dargestellt. Hier die Übersicht:

  • Was die anderen denken vs. Authentizität
  • Perfektionismus vs. Selbstmitgefühl
  • Betäuben & Ohnmachtsgefühl vs. Resilienz
  • Mangel & Angst vs. Dankbarkeit und Freude
  • Vergleich vs. Kreativität
  • Erschöpfung als Statussymbol & Produktivität bestimmt den Selbstwert vs. Spiel & Erholung
  • Angst als Lifestyle vs. Ruhe
  • Selbstzweifel & das Gefühl etwas tun oder sein zu müssen vs. Sinnvolle Arbeit
  • Cool sein & Kontrolle zu haben vs. Lachen, Musik, Tanz
  • Unklare und ungelebte Werte vs. Werteklarheit und Commitment

Es ist eine Bestandsaufnahme, um zu sehen, in welchen Bereichen man Zeit für die eigene Persönlichkeitsentwicklung investieren könnte, was dann wiederum zu mehr Zufriedenheit, Leichtigkeit, ja, auch Glück, führt. Es ist außerdem spannend, diesen Fragebogen nach ein, zwei Jahren wieder auszufüllen und die eigene Entwicklung mitzuverfolgen.

Viel Freude beim Ausprobieren!

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