Übermässiger chronischer Stress und vor allem eine langfristige geistige, körperliche und emotionale Überforderung müssen nicht, aber können in einen Burnout führen. Wie das Wort Burnout schon andeutet, fehlen in diesem Stadium Kraft und Energie. Es ist durch Motivationslosigkeit, Lethargie bis hin zur völligen Handlungsunfähigkeit gekennzeichnet. In der finalen Phase kann ein Burnout sogar lebensgefährlich werden.
Das solltest du wissen: Je eher man die Symptomatik erkennt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit der Prävention von ernsthaften (Folge-)Erkrankungen. Deshalb ist es hilfreich, die verschiedenen Phasen eines Burnouts zu kennen, eine Selbsteinschätzung zu machen und bei Bedarf Unterstützung zu suchen. Du kannst bei Bedarf diesen Burnout-Test durchführen.
Es folgen die 12 Phasen des Burnouts nach dem Freudenberger-Modell. Schau einfach mal, wo du dich jetzt, heute, verorten kannst. Wir alle wechseln oft hin und her: im Idealfall zwischen stabiler Aktivität und Herausforderung. Die ersten drei Stufen können situativ immer wieder einmal auftreten, aber wenn derartige Verhaltensweisen längere Zeit andauern oder sich systematisch wiederholen, kann eine Beratung hilfreich sein, um neue Strategien für die Lebensführung zu entwickeln. In Phasen 4 bis 8 ist eine Beratung sinnvoll, da sowohl die körperliche und mentale Gesundheit als auch das soziale Leben betroffen sein kann. Ab Phase 9 wird eine Psychotherapie empfohlen. Dies ist ein Modell und ersetzt keine professionelle Beratung.
Phase 1 : Der Zwang, sich zu beweisen
Erhöhte Erwartungen an sich selbst, Angst vor Fehlern, Perfektionismus, Versagensängste, idealistischer Tatendrang
Phase 2: Verstärkter Einsatz
Verstärkter Perfektionismus, der Gedanke alles alleine und möglichst schnell erledigen zu müssen, Gefühl der Unentbehrlichkeit, Extrastunden, um die selbst gesetzten Ansprüche zu erfüllen
Phase 3: Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse
Die Überarbeitung wird in dieser Phase noch als etwas Positives empfunden, die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse kommt jedoch immer mehr zu kurz, z.B. durch zu wenig Schlaf; erste Fehler passieren
Phase 4: Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen
Erste Folgen wie Schlaflosigkeit oder andere körperliche Beschwerden, erste Konflikte, z.B. mit Partner oder Partnerin – beides wird jedoch wenig wahrgenommen; die Fehlleistungen werden mehr, z.B. Zuspätkommen oder vergessene Termine, eigene Bedürfnisse werden auf später verschoben oder verleugnet
Phase 5: Umdeutung von Werten
“Abstumpfung”, die (Care-)Arbeit steht an erster Stelle, die (weitere) Familie, Freunde und Hobbys treten in den Hintergrund; von Zeit für sich keine Spur; Betroffene erscheinen anderen gegenüber härter und weniger empathisch
Phase 6: Verleugnung der Probleme
Betroffene werden zynischer, verbitterter und isolieren sich. Der Ton kann aggressiver werden, die Arbeitsleistung lässt deutlich nach. Körperliche Beschwerden verstärken sich. Die Überarbeitung und Überlastung werden zunehmend verleugnet. Intoleranz und abnehmende Flexibilität prägen zunehmend das Denken und Verhalten.
Phase 7: Rückzug
Ohnmachtsgefühle, Betroffene sind nicht mehr kritikfähig, grundsätzlich abweisend, fühlen sich selbst jedoch orientierungs- und hoffnungslos. Es wird nur noch das Nötigste getan, da Betroffene keine Kraft mehr haben.
Phase 8: Beobachtbare Verhaltensänderung
Betroffene sind zunehmend gleichgültig, reagieren gleichzeitig jedoch empfindlich, unangemessen oder sind überaus misstrauisch. Alles wird als Angriff erlebt. Die Arbeit wird als große Belastung empfunden.
Phase 9: Depersonalisation
Betroffene fühlen sich in dieser Phase nicht mehr wie sie selbst, ihr Leben kommt ihnen sinnlos vor; “automatisches” Funktionieren, Vernachlässigung der Körperhygiene, frühere Bedürfnisse werden nicht mehr erkannt
Phase 10: Innere Leere
Einsamkeit, Betroffene fühlen sich nutzlos, sind ängstlich und es kann auch zu Panikattacken kommen
Phase 11: Depression
Initiative und Motivation sind oft am Nullpunkt angelangt; Hoffnungslosigkeit, starker Wunsch nach Dauerschlaf, Selbsthass, Verzweiflung, Gefühl komplett ausgelaugt zu sein, es kann zu Suizidgedanken kommen
Phase 12: Völlige Erschöpfung
Psychischer Zusammenbruch, auch eine körperliche Erkrankung ist möglich. Betroffene befinden sich in einer Notfallsituation und schnelles Handeln ist erforderlich.
Take-aways
Die unterschiedlichen Phasen des Burnouts zu kennen, kann dir in einer schwierigen Lebensphase helfen zu wissen, wann du Veränderungen herbeiführen und dafür eventuell Hilfe von außen hinzuziehen solltest. Diejenigen mit einem lauten inneren Perfektionismus-Anteil sind leider besonders Burnout-gefährdet. Das Gefühl alles sofort (auch wenn gar nicht notwendig) und besonders gut (auch wenn wenig Kraft da ist) erledigen zu wollen, kann ein erstes hilfreiches Anzeichen sein. Vielleicht fällt es dir selbst auf, aber hier kommt noch ein Protipp zum Schluss: Nimm die Rückmeldungen deiner Mitmenschen ernst, denn sie meinen es in der Regel gut mit dir.
Alles Gute dir,
Juliane